Neustart

Hallo! Wie geht es euch?

Ich habe vor zwei Wochen ein weiteres Kapitel abgeschlossen. Nach meiner Brustkrebs-Diagnose, der darauffolgenden Operation und der im Februar / März 2018  erfolgten Bestrahlungstherapie könnte ich nun sagen, ich hätte den Krebs erfolgreich besiegt!

Irgendwie fühlt sich diese Aussage für mich aber nicht ganz korrekt an. Weil die ganze Angelegenheit gar kein Kampf für mich war. Ich betrachtete diese ganze Sache als eine weitere Aufgabe, eine Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln und noch stärker zu werden.

So habe ich alles sehr gut überstanden, ich habe während der ganzen Zeit zwischen 75 und 100% gearbeitet. Was ich aber bereits von meinen vorherigen "Aufgaben" gelernt hatte, habe ich erfolgreich angewendet: Ich habe mir Pausen gegönnt, wenn ich zu müde zum Arbeiten war, habe mir viel Gutes getan und Sorge zu mir getragen. Das hatte ich früher verlernt, ich konnte mich selber gar nicht mehr spüren. Ich war getrieben vom Leistungsdenken, zu Funktionieren, zu Arbeiten war das Wichtigste für mich. Von meinem Umfeld wurde mir auch immer wieder gezeigt und zu verstehen gegeben, dass ich nur etwas wert bin, wenn ich Leistung bringe. Ich befand mich in einem Teufelskreis, ich wollte Leistung bringen, um respektiert und akzeptiert zu werden, strahlte auch aus, nur dann liebenswert und wertvoll für die Gesellschaft zu sein. Welche mir wiederum genau das zurück spiegelte und mir nur Beachtung schenkte, wenn ich etwas geleistet hatte.

 

Bis ich gewaltsam aus diesem Teufelskreis herausgerissen werden musste. Mir viel Zeit nehmen musste, um mich mit mir selber auseinander zu setzen, mich neu kennenzulernen und lieben zu lernen. Heute weiss ich, wie wichtig das ist. Das immer alles aus einem bestimmten Grund passiert, war für mich schon immer klar. So auch diese damals für mich erzwungene Pause vom Alltag. Nun weiss ich, dass das eine grosse Chance für mich war, dass es eine Notwendigkeit war, weil ich sonst vielleicht irgendwann im Suizid oder in der Klinik geendet hätte.

 

Krebs war für mich schon immer die Manifestation im Körper von Problemen. Häufig waren es Frauen in meinem Umfeld, die betroffen waren. Frauen, die viel in sich hineingefressen hatten, geschluckt hatten, statt mal auf den Tisch zu hauen und ihre Meinung zu vertreten und für sich einzustehen.

 

So ging es auch mir in den letzten Jahren. In einem schwierigen Verhältnis hatte ich mich anfangs immer gegen Ungerechtigkeiten gewehrt, mich und meinen Standpunkt zu vertreten versucht, probiert, für mich einzustehen. Diese Aussagen wurden dann immer so gedreht, dass man mir daraus neue Unterstellungen machen konnte. Also hörte auch ich irgendwann damit auf, mich zu wehren. Ich hatte keine Kraft mehr. Auch ich fing an, die Probleme herunter zu schlucken, die Tränen zurückzuhalten, nur noch zuhause im stillen Kämmerlein den Schmerz herauszulassen. Bis auch das irgendwann gar nicht mehr ging. Ich war abgestumpft, zu keinen Gefühlen mehr fähig. Weder Wut noch Trauer konnte ich empfinden. Ich nahm alles einfach nur noch hin, akzeptierte, fing an, die schlechte Meinung der Anderen über mich auch  selber zu glauben und versuchte einfach nur noch, es allen recht zu machen, möglichst nicht aufzufallen und in Ruhe gelassen zu werden. Oft hätte ich mich am Liebsten unsichtbar gemacht. Natürlich versuchte ich auch immer mehr und mehr zu leisten, weil ich schlussendlich im Geheimen ja immer doch noch hoffte, durch Leistung akzeptiert und respektiert zu werden. Bis auch das mir wieder zur Last gelegt wurde. Es hiess, ich reisse alles an mich, etc. etc.

Da kam der Punkt, an dem es einfach nicht mehr ging. Ich konnte nicht mehr und suchte mir professionelle Hilfe.

 

So kam ich zu der Chance, mich wieder vermehrt mit Spiritualität auseinander zu setzen, viel über mich selbst zu lernen und zu erkennen, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wir nicht greifen können. Schon immer hatten mich all diese Dinge interessiert, doch der Alltag holte mich ständig ein und ich verlor meine Verbindung nach oben. Nun bin ich in der glücklichen Lage, diese Verbindung tagtäglich zu spüren, damit zu arbeiten und die Energie, die uns umgibt, auch für mich selber zu nutzen. Deshalb stecke ich Schicksalsschläge auch so gut weg. Ich betrachte sie als Steinhaufen, mal mehr gross, mal weniger. Ich weiss, dass ich nur vorwärts kommen kann, wenn ich diese Haufen einen Stein nach dem Anderen abbaue, verarbeite und nach vorne blicke. 

 

Ich möchte diese Betrachtungsweise auch Anderen näher bringen und es ist mir eine grosse Freude, dies alles mit anderen Menschen teilen zu dürfen. Dies ist meine Bestimmung in diesem Leben. Ich freue mich auf die Herausforderungen, an denen ich mitwachsen darf!

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